Alte Fans des Bananenblattes wissen: Man muß nicht nach Indien fliegen, um Indien zu erleben – oft fängt Indien schon in Deutschland an, wenn man nur seine „Antennen“ schon darauf eingestellt hat. Die folgende Begebenheit verleiht dieser Erkenntnis eine neue Dimension: Diese Geschichte wurde mir von einem Indischen Kollegen erzählt. Und wie so oft entfaltet sie ihre volle Wirkung erst, wenn sie mit „unserer“ Kultur in Berührung kommt.

Heute habe ich mit einem Kollegen von mir über eine seiner Trekking-Touren nach Ladakh (Tibet) unterhalten. Er erzählte, daß er mit Führern und mehreren Kollegen unterwegs war, und daß ihm bald auffiel, daß eines der vier Pferde ständig überlastet war. Nach ein paar Tagen sprach er einen Führer darauf an: War es immer das gleiche überladene Pferd, oder wurde die Überlast durchgetauscht? Die Antwort war kurz und einfach (und klingt knackig-rhythmisch-sich-reimend, wenn sie korrekt ausgesprochen wird .-/):

woh leh saktahi lenedo sabh

… was soviel heisst wie „Es kann es tragen, also lassen wir es tragen, Herr“

Bevor hier die Tierschützer auf die Barrikaden gehen: Die Menschen in Ladakh sind arm, und neben ihrer Armut müssen sie auch irgendwie mit der Chinesischen Besatzung klarkommen. Wer hier Mitgefühl mit dem Pferd hat, darf gerne das ganze Volk der Tibeter in sein Mitgefühl einschließen.

Doch das spannende daran ist: Wie oft begegnet uns in unserer „zivilisierten“ Welt genau die gleiche Einstellung? Wenn wir einen fleißigen Kollegen haben, wie oft bekommt er noch weitere Aufgaben einfach nur weil man sich sicher sein kann, daß er sie nach Kräften erledigt anstatt um 16:30 den Bleistift (oder sonst ein Werkzeug) fallen zu lassen?

Dieses Phänomen ist sogar dokumentiert: Es handelt sich hier um das sogenannte „Peter-Prinzip“. (Zuerst beschrieben in „Das Peter-Prinzip oder Die Hierarchie…„)

Moderne Organisations-Theorie hat das Peter-Prinzip zwar weitgehend überholt und gut ausgebildeten Managern die Werkzeuge an die Hand gegeben, um „Peter-Fälle“ einzudämmen – aber es gibt immer noch „zu viele“ davon.

Also dann…

woh leh saktahi lenedo sabh